Elternzeit für Alte Sozialverbände fordern entlohnte Pflegezeit
von Gabriele Wittmann
Die Lage pflegender Angehöriger ist prekärer denn je. Mehrere Sozialverbände fordern die Bundesregierung deshalb dazu auf, die Modelle der Pflegezeiten zu reformieren. Achtzig Prozent aller Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt, hauptsächlich durch Angehörige, vor allem durch Frauen. »Ohne diesen ›Pflegedienst der Nation‹ würde unser Gesundheitssystem zusammenbrechen«, warnt Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des SoVD.
Ihre Forderung: Die Modelle für Pflegezeiten müssen dringend weiterentwickelt werden. Ihr Vorschlag: Eine finanzielle Absicherung nach dem Modell der Elternzeit. Außerdem müsse es einen Rechtsanspruch auf Tagespflege geben. »Die Kosten sind hier von der Pflegeversicherung zu tragen«, so Engelmeier.
»Wir erhalten viele Zuschriften von Betroffenen, die am Ende ihrer Kräfte sind, weil das Pflegegeld nicht mehr reicht, weil der Pflegedienst gekündigt hat, weil die Pflegeheime voll sind und die Wartelisten auf Tages- und Kurzzeitpflege lang«, berichtet VdK-Präsidentin Verena Bentele. »Die pflegenden Angehörigen können nicht streiken, sie können ihre Arbeit nicht niederlegen und sie haben keine Zeit für lautstarke Proteste – eben weil sie in der Pflege Tag und Nacht eingebunden sind.«
»Angehörige sind Tag und Nacht eingebunden«
Auch der Sozialverband VdK fordert die Bundesregierung eindringlich auf, pflegenden Angehörigen einen Lohn zu zahlen, ein Entlastungsbudget einzuführen und einen verbindlichen Anspruch auf einen Tagespflegeplatz zu garantieren.
»Fester Lohn für Pflegende«
Es würde den Pflegenden deutlich helfen, wenn die im Koalitionsvertrag angekündigte Erhöhung des Pflegegeldes endlich käme, so Bentele. »Wir fordern die Regierung auf, ihr Vorhaben umzusetzen.« Auch müsse der Zugang zum Entlastungsbeitrag vereinfacht werden. Eine Studie im Auftrag des VdK förderte außerdem zutage, dass jeder fünfte pflegende Angehörige armutsgefährdet ist, bei pflegenden Frauen ist es sogar jede vierte. Sowohl ein fester Lohn als auch ein Lohnersatz könnte das Armutsrisiko deutlich verringern, so das Ergebnis der Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin.(gmw)