Wir könnten es besser: Initiative mahnt zu solidarischem Umgang mit der Pandemie

von Gabriele Wittmann

Die Initiative »Zero Covid« hat mit ihren Forderungen ein großes Echo ausgelöst. Das durch soziale Medien spontan aus der Bevölkerung zusammengefundene Bündnis stellte einen Aufruf auf die Plattform WeAct. Darin fordern die Unterstützer europäische Regierungen auf, Corona-Lockdowns nicht mehr nur auf das Privatleben zu beschränken, sondern auch die Wirtschaft zu einem kurzfristigen kompletten Lockdown zu bewegen.

Auch am Arbeitsplatz müssten endlich die Kontakte auf ein Minimum reduziert werden, so die Initiative. Alle nicht gesellschaftlich notwendigen Bereiche der Wirtschaft sollten für eine gewisse Zeit stillgelegt werden. Damit niemand zurückbleibe, sei ein umfassendes Rettungspaket für alle notwendig. Der Gesundheits – und Pflegebereich solle ausgebaut, die Löhne erhöht und das Profitprinzip im Gesundheitswesen aufgegeben werden, denn der Markt habe »nichts geregelt«. So sollten auch Impfstoffe nicht den Profiten von Unternehmen dienen.

Ziel sei die Reduzierung der Corona-Neuinfektionen auf »Null«. Um dies zu finanzieren, fordert die Initiative eine europaweite Solidaritätsabgabe auf hohe Vermögen und Unternehmensgewinne. Diese sollen zu einem Rettungspaket beitragen, das Lohnausfälle auffängt.

Unterzeichner des Aufrufs »Zero Covid« sind bislang Wissenschaftler und Kulturschaffende, Pflegekräfte und Aktivisten, darunter viele Prominente wie der Schauspieler Rolf Becker, Brigitte Faber von der politischen Interessensvertretung behinderter Frauen im Weibernetz e. V., Rebecca Maskos und Nancy Poser.

Einer der Unterstützer ist auch der Aktivist Raul Krauthausen. »Ich glaube, dass Länder wie Deutschland es besser könnten, wenn sie sich einfach mehr zusammenreißen und auch solidarischer miteinander arbeiten würden und hier nicht so ein Eiertanz stattfände«, sagte Krauthausen im Deutschlandfunk. »Es war doch eigentlich schon im November klar, dass der zehnte Januar als Ende des Lockdowns nicht reichen wird.« Krauthausen findet es »hochproblematisch, wenn die Politik immer an die Eigenverantwortung der Menschen appelliert«, um die Wirtschaft zu schützen. Stattdessen forderte er einen solidarischen Shutdown: »Wir müssen wirklich aufpassen, dass das Diktat des Geldes nicht noch weiter zunimmt«, sagte er. Es irritiere viele Menschen mit Behinderungen, dass die Politik offensichtlich davon ausgehe, dass sie in Einrichtungen lebten. »Dabei lebt ein Großteil von ihnen zu Hause.« Sie und ihre Pflegerinnen und Pfleger seien bisher nicht bedacht worden. Sie hätten keine Desinfektionsmittel, keine Handschuhe, keine Masken bekommen. »Und jetzt werden wir auch noch bei der Auflistung der Phasen, wer wann geimpft werden soll, vergessen«, empörte sich der Aktivist.

Die Initiative greift mit ihren Forderungen die bereits von Gewerkschaften geführte Debatte um die Kosten der Krise auf, die vermutlich nach der Bundestagswahl im Herbst an Fahrt aufnehmen wird.

Als »halbtotalitäre Fantasie« kritisierte hingegen ein Kommentator der Tageszeitung taz die Forderungen der Initiative. Der Impfhersteller Biontech sei »ein Beispiel dafür, dass Profitinteresse extrem schnell die passende Antwort liefert«, so Thomas Gerlach.

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