Duftende Zitronen, pulsierende Städte

von Lars Lippenmeier

Vielfältiges Mallorca

Altstadtflair in Alcudia, duftende Zitronenbäume auf einer Finca, Katamaran-Segeln an der Ostküste: Die Baleareninsel Mallorca bietet ruhiges Leben in den Bergen der Tramuntana und trubelige Märkte in den Städten.

Angenehme Wärme, türkisblaues Meer

gelbes Haus mit grünen Fensterläden geöffnet und geschlossen
Foto: WienTourismus / Peter Rigaud

Strahlender Sonnenschein am wolkenlosen Himmel, angenehme Wärme, türkisblaues Meer: So kennen wir die Lieblingsinsel der Deutschen. Mallorca punktet mit wunderschönen Buchten, pulsierenden Metropolen und urigen Dörfern im Gebirgszug der Serra de Tramuntana.

Die Fundació Mallorca Turisme, eine Institution der Inselregierung, wirbt öffentlichkeitswirksam für Mallorca als Reiseziel für Menschen mit Behinderung und hat einen Online-Guide veröffentlicht. Wir sind zum Saisonende Ende Oktober angereist, um das südländische Flair bei milden Temperaturen mit allen Sinnen aufzunehmen: Wie funktioniert der Mobilitätsservice am Flughafen? Gibt es genug rollstuhlgerechte Freizeitangebote? Wie sieht es mit der Mobilität vor Ort aus und welche rollstuhlgerechten Unterkünfte gibt es? Dies alles versuchen wir herauszufinden.

Insel mit vielen Facetten

»Sin Barreras«, also »ohne Barrieren«, lautet der verlockend klingende Name des Mobilitätsservices am Flughafen der Hauptstadt Palma de Mallorca. Und es stimmt tatsächlich: Je nach Voranmeldung werden wir mit dem Leihrollstuhl oder Hubfahrzeug direkt am Flugzeug abgeholt und mit mallorquinischer Gelassenheit bis zum Ausgang begleitet.

Gebirgszug zeichnet sich in der Ferne ab

Mallorca-Reisende sollten sich jedoch eines bewusst machen: Vieles ist zwar barrierearm und auch für Rollstuhlfahrende nutzbar. Wer jedoch keine Abenteuerlust an den Tag legt und deutsche Standards erwartet, wird bitter enttäuscht. Es gilt der allgemeingültige Leitsatz für Reisende: »Andere Länder, andere Sitten.« Wer sich auf der Insel nicht auskennt, sollte besser jemanden mit Ortskenntnis dabeihaben, der auch mit einem Anschub oder beim Verladen des Rollstuhls helfen kann, damit der Urlaub zu einem unvergesslichen Erlebnis wird. Der internationale Flughafen in Palma de Mallorca ist Dreh- und Angelpunkt unserer Reise. Wir werden mit einem rollstuhlgerechten Bus vom Flughafen abgeholt, der uns in das zwei Kilometer entfernte Can Pastilla bringt, einen Ortsteil der Inselhauptstadt.

Hotel in der Hauptstadt

Das JS Palma Stay ist unsere erste Unterkunft. Es offenbart sich uns ein atemberaubender Blick, zunächst auf das türkisblaue, endlos weite Meer, dann auf einen emporragenden kleinen Felsen und schließlich auf einen Gebirgszug, der sich ganz in der Ferne abzeichnet. Das Hotel ist eines von 12 Hotels der JS-Gruppe auf der Insel und besticht besonders durch seine überschaubare Anlage und den persönlichen Charme.

Das Hotel hat 200 Zimmer, acht davon sind rollstuhlgerecht. Der Rezeptionist Andreas begrüßt uns mit einem herzlichen »Hola«. Unser Zimmer ist über das Gebäude erreichbar, in dem sich auch der lichtdurchflutete Speisesaal im Erdgeschoss befindet. Trotz einer Türbreite von 100 cm könnte es für Elektrorollstuhlfahrende in den Aufzügen etwas eng werden. Fast alle Gemeinschaftsflächen sind ebenerdig und ästhetisch in hellen Pastelltönen gehalten. Im Speisesaal wird ein schmackhaftes, reichhaltiges internationales Buffet geboten, das auch viele lokale Spezialitäten wie zum Beispiel Patatas bravas (scharfe Kartoffeln) zu bieten hat. Verbunden mit einer Showeinlage zaubern die Köche auf Wunsch auch frische Leckereien vor den Augen der Gäste. Bei Bedarf lassen sich Plätze in der Nähe des Buffets mit ausreichend Rangierfläche reservieren.

Es gibt eine große Behindertentoilette im öffentlichen Bereich des Hotels. Die Hotelbar, die auch stufenlos erreichbar ist, liegt in unmittelbarer Nähe zum Pool in der Mitte der Anlage. Dort gibt es auch einen Pool-Lifter, der mit Hilfe des Hotelpersonals bedient werden kann. Während unseres Aufenthalts begegnen wir im Hotel mehreren Reisenden im Aktivrollstuhl. Die rollstuhlgerechten Zimmer sind großzügig gestaltet, was die Bäder und Rangierflächen angeht: Der Duschbereich mit Griffen hat eine Rangierfläche von 188 x 116 cm. Die Toilette ist von links anfahrbar, mit einem Klappgriff links und einem fest montierten Wandgriff rechts. Duschhocker gibt es auf Anfrage. Einziges Manko sind fehlende Balkone und höhenverstellbare Betten.

JS Palma Stay ****
Carrer dels Pins, 26
07610, Can Pastilla, Mallorca
(+34) 971 261 550, www.jshotels.com
jspalmastay@jshotels.com

Auf der Promenade


Unweit des Hotels erreichen wir die Promenade, die, wie die meisten anderen Promenaden auch, rollstuhlgerecht ausgebaut ist – abgesehen von den überdimensional konzipierten Pflanzvertiefungen für große Palmen, die direkt in den Boden eingelassen sind und den Gehweg schmälern. Wer hier durch Unachtsamkeit mit einem Rad hineingerät, erlebt Kippgefahr. Auf dem Weg lässt sich in einer der zahlreichen Bars mit Meerblick ein Cortado genießen – ein Espresso mit warmer Milch. Nach etwa 20 Minuten und zwei Kilometern Fahrt mit dem Rollstuhl erreichen wir den bekannten Strandabschnitt S-Arenal, der hier aber nicht weiteren Raum einnehmen soll, da sein Image dieser vielfältigen und wunderschönen Insel nicht gerecht wird. Auf der Promenade finden sich in regelmäßigen Abständen auch ausgewiesene Rollstuhltoiletten, die entsprechend nutzbar sind.

www.accesiblemallorca.com

TOUR 1: Die pulsierende Altstadt

Vom Hotel aus wollen wir die Altstadt von Palma erkunden. Wie wird die Fahrt im öffentlichen Bus klappen? Angeblich sind die öffentlichen Stadtbusse häufig mit Rampen und die Überlandbusse mit Hublift ausgestattet. Ein Blick auf die Websites der Verkehrsgesellschaften EMT oder TIB ist hilfreich, auf denen die Fahrpläne einsehbar sind. Wir steigen an der nächstgelegenen Bushaltestelle Cala Estància in einen Bus, nachdem eine 80 cm breite Rampe an der hinteren Tür per Knopfdruck durch den Busfahrer ausgefahren wurde. Sie reicht bis auf den Bordstein, so dass ein stufenloser Einstieg möglich ist. Die Busfahrkarte kann man nur direkt beim Busfahrer kaufen, was während der Fahrt sehr beschwerlich ist.

Vergünstigungen gibt es nur für Anwohner. Wir fahren eine halbe Stunde durch die Stadt. Als die Durchsage »Kathedrale de la Seu« ertönt, steigen wir aus. Durch ein paar kleine Gassen der Altstadt gelangen wir stufenlos zur Kathedrale. Die Eintrittskarte sollen wir eigentlich über eine App für rund 10 Euro kaufen. Am Seiteneingang lässt man uns durch Verweis auf die Behinderung dann aber über eine Rampe kostenlos hinein. Ähnliche Erfahrungen machen wir häufig: Im persönlichen Kontakt ist vieles möglich, anscheinend gibt es auf Mallorca weniger formale Regeln für Menschen mit Behinderung, beispielsweise für Vergünstigungen. Ihre beeindruckende Bauweise und die schönen Kirchenfenster machen die Kathedrale von Palma und den vorgelagerten, künstlich angelegten See zu einem lohnenswerten Ausflugsziel und einem der häufigsten Fotomotive der Insel.

Olivenbaum am Rathaus

Ganz in der Nähe ist auch der Abfahrtsort des »Roten Blitzes«, einer historischen Eisenbahn, die von hier bis in den Nordwesten der Insel nach Port de Sóller fährt. Aus dieser Gegend stammt das bekannte Zitronen- und Orangeneis, für das Mallorca weltberühmt ist. Die uralte Eisenbahn, der historische Ortskern und auch das Bergdorf Valdemossa im Tramuntana-Gebirge sind zwar sehenswert, aber für Personen, die durchgängig auf den Rollstuhl angewiesen sind, kaum machbar. Bestandteil unserer Touren sind sie deshalb nicht. Wir bewegen uns weiter und finden uns bald vor dem Rathaus wieder, das mit grünen Fensterläden und gelben Fassaden im spanischen Stil punktet. Besonderes Markenzeichen ist hier der rund sechshundert Jahre alte Olivenbaum direkt davor. Früher war hier das Zentrum eines zusammenhängenden Klosters, heute sind an der Placa Major nur noch die Gebäude übrig, die
den Platz einrahmen.

Markthalle

Einige Minuten später stehen wir vor der berühmten Markthalle Mercat de l`Olivar. Am Eingang befinden sich Rampen, die Gänge sind breit. Eine rollstuhlgerechte Toilette ist über einen Aufzug erreichbar und befindet sich imersten Obergeschoss, leider gilt der in Deutschland gängige Euro-WC-Schlüssel in Spanien noch nicht. Den passenden Schlüssel bekommen wir im Supermarkt auf der gleichen Ebene. In der Markthalle sind die unzähligen Verkaufsstände mit allerlei frischen mallorquinischen Spezialitäten sehenswert: Von Wein über Käse bis Fisch, ist hier alles für den feinen Gaumen zu haben.

Die Ware ist nicht nur geschmacklich ein Highlight, sondern hat auch ihren Preis. In der Fischabteilung offenbart sich uns ein riesiges Aquarium mit lebenden Krebsen. Die Tiere werden hier frisch zerlegt verpackt oder direkt zum Verzehr serviert. An der Plaça Espania hat der berühmte Blindenverband ONCE auf der Insel seinen Losverkauf. Direkt daneben finden sich riesige Aufzüge, die zum darunter gelegenen zentralen Busbahnhof führen. Von hier aus kommt man mit dem Bus in jede Region der Insel.

»Ein wunderbarer Duft strömt aus der Küche«

Essen bei Engeln

Am Placa de la Porta de Santa Catalina lassen wir den Tag ausklingen. Als wir das Restaurant S´Angel betreten, strömt uns ein wunderbarer Duft aus der Küche entgegen. Es gibt mediterrane Kleinigkeiten, wie zum Beispiel Meeresfrüchtesalat, viele verschiedene Tapas in den erlesensten Variationen und große Hauptgerichte. Bis auf eine kleine Schwelle am Eingang ist das Restaurant problemlos befahrbar, allerdings fehlen auf der Toilette leider die Haltegriffe. Wer jedoch im Oberkörper stabil ist oder Hilfe hat, dürfte hier dennoch zurechtkommen und sich über das erstklassige Angebot freuen.

www.restaurantesangel.es/en/restaurant-sangel

aufgespannte bunte Sonnenschirme
Foto: FTPM365_ANGELES AGUILERA GOMEZ

TOUR 2: Sonne, Strand und Meer

Vom Hotel aus brechen wir zu unserer nächsten Tour auf. Mit dem Auto geht es in Richtung Ostküste. Unser Fahrer heißt Carsten und organisiert mit seinem Fahrservice csi Touren und Events für deutsche Urlauber. Bei Bedarf fährt er einen Bus, der für Mitfahrende rollstuhlgerecht ist. Nach etwa einer Stunde und 60 Kilometern Fahrt kommen wir in Cala Millor an. Wir parken direkt an der Promenade auf einem ausgewiesenen Behindertenparkplatz.

Mann im Rollstuhl steht auf Holzbrücke und schaut ins Meer
Foto: Mareike Knöpfel

Der europäische Parkausweis für Schwerbehinderte gilt auch auf der Insel und ist ein nützlicher Begleiter. Der Strandabschnitt direkt vor uns ist für Rollstuhlfahrende geeignet, ein Sonnenbad scheint daher reizvoll. Es gibt einen ebenen und überdachten Liegebereich mit erhöhten Liegen. Von dort führt ein mit Holzdielen plattierter Pfad über den Strand direkt bis zum Meer, wo in einem markierten Bereich Menschen mit und ohne Unterstützung im Meer schwimmen. Strandrollstühle und – rollatoren, aber auch Schwimmhilfsmittel können hier kostenfrei geliehen werden. Das anwesende Personal hilft mit Rat und Tat gerne weiter, wie wir merken, als eine der Liegen frei wird. Wegen der großen Nachfrage wird allerdings um telefonische Voranmeldung gebeten: +34 624 568 472. Und es ist alles da: Direkt an den Strand schließt sich die Promenade mit einer rollstuhlgerechten Toilette an. Fahrer für rollitaugliche Touren:
www.csi-mallorca.com

Rollstuhlgerechte Strandtoilette Cala Millor


Türbreite: 85 cm 120 cm x120 cm Rangierfläche vor Toilette, anfahrbar von beiden Seiten, 57 cm links, 57 cm rechts zwischen Wand und Toilette 80 cm Waschbeckenhöhe, unterfahrbar

Ein paar Meter weiter direkt an der Promenade befindet sich das Lokal »La Terraza del Mar«. Hier legen wir draußen sitzend eine Pause ein und nehmen ein paar Tapas und einen Cortado zu uns: Oliven, Aioli und Brot. Das eigentliche Restaurant mit großer, leicht erhöhter Sonnenterrasse liegt hinter uns und ist über die Seitenstraße Carrer Caravelles per Rampe erreichbar. Wir aber sitzen direkt an der Promenade. Wegen seiner exponierten Lage hat man von fast jedem Sitzplatz des Restaurants einen traumhaften Blick auf das Meer.

Kreuzfahrtschiff mit Passagieren
Foto: ENNASSAR NAVILIERS S.L.

La Terraza del Mar
Öffnungszeiten: 10–20 Uhr tägl.,
im Winter zeitweise geschlossen
Del Passeig de la Mar, 10, 07560 Cala Millor
Telefon: +34 971 585 639

Von hier aus sind es nur wenige Minuten bis zum Bootsanleger. Der Anbieter Moonfishcat bietet hier zwischen zwei und fünf Stunden lange Bootstouren an. Über einen langen Steg und mit Unterstützung des Personals gelangen wir im Rollstuhl sitzend auf das Schiff. Während der Fahrt gibt es viel zu entdecken, denn wir sind auf einem so genannten Glasbodenboot: Wir können durch die gläserne Bodenplatte die atemberaubende Vielfalt der Unterwasserwelt der Insel beobachten, ein eindrucksvolles Erlebnis. Es begegnen uns viele besondere Pflanzen- und Fischarten. Zwischendurch hält das Boot an, so dass einige Passagiere im Meer schwimmen können. Am Ende der Fahrt freuen wir uns auf unsere neue Unterkunft, denn die Meeresluft macht müde.

Tour mit dem Glasbodenboot:
www.moonfishcat.com/calamillor.php

Finca auf dem Land

Fünf Autominuten entfernt, mitten zwischen Feldern und Wiesen, liegt der Ferienhof Can Agustin. Das Besondere: Alles soll barrierefrei sein! Über die Freisprechanlage müssen wir uns zuerst anmelden, um durch das tonnenschwere, eiserne Eingangstor hineingelassen zu werden. Die Finca im typisch mallorquinischen Stil bietet auf einem 55 Hektar großen Areal allerhand zum Entdecken: Hunde, Pferde, Schweine und Hühner leben hier unbekümmert zusammen. Der Gemüsegarten für Selbstversorger und unzählige Zitronenbäume tragen zu dem einzigartigen Ambiente dieses Ortes bei. Seit 2017 betreiben Tanja Zedler und ihr Ehemann Thomas das Angebot in Eigenregie, früher wurde es von einem deutschen Träger der Eingliederungshilfe unterhalten. »Gruppen und Familien mit Kindern mit und ohne Behinderung sollen hier einen möglichst unbeschwerten und selbstbestimmten Urlaub verleben können«, erläutert Tanja ihre Motivation für das Projekt.

Insgesamt können rund 50 Personen hier übernachten. Das Haupthaus bietet Platz für Gruppen, in den Nebengebäuden gibt es vier Ferienwohnungen. Alles ist ziemlich barrierefrei gestaltet, die Zimmer im Erdgeschoss sind mit dem Rollstuhl befahrbar und teilweise sogar mit höhenverstellbaren Pflegebetten ausgestattet. Mehrere Außenpools sind über Rampen oder Badelifter nutzbar. Nur zwischen den Häusern
und auf dem Areal drum herum kann das Fahren wegen des unebenen Untergrundes ohne Hilfe oder Motor schwierig werden. Die Ferienwohnung Can Agustin gehört für die nächsten Tage uns. Dazu gehört ein gut ausgestatteter Wohn-Essbereich mit Küchenzeile. Es gibt ein Schlafzimmer mit einem 57 cm hohen Doppelbett. Das Duschbad ist mit einer Rangierfläche von 130 x 130 cm geräumig und verfügt über einen vorinstallierten Sitz, das Waschbecken ist unterfahrbar. Einzige Hürde: Eine 3 cm hohe Stufe am Eingang. Die Mindestmietdauer beträgt eine Woche.

Wer fernab des Massentourismus mit Nähe zur Natur ein paar Tage ausspannen möchte, ist hier genau richtig – an einem »besonderen Ort für besondere Menschen«, wie das Motto verrät.

Ferienwohnung Can Agustin (2 Zimmer)
Agroturismo Can Agustín
Carr. de la Torre Nova
07540 Son Carrió
www.canagustin.com

TOUR 3: Durch den Norden

Katze durchstreift Umgebung
Foto: Tiny Elch auf Unsplash

Im Norden der Insel liegt die Gemeinde Alcúdia, ein Ort, der auf kleinem Raum zwei Buchten zu bieten hat: Pollenca und Alcúdia. Die Stadtverwaltung wirbt offensiv mit dem Slogan »Alcúdia for Everyone«. Tatsächlich landen wir auf der Suche nach einer Touristeninformation direkt im Zentrum des Ortes. Der Eingang ist rollstuhlgerecht und es gibt entsprechende Toiletten (Türbreite 80 cm). Am Schalter nimmt sich eine Dame außergewöhnlich viel Zeit für Erläuterungen in Englisch. Wir erhalten Broschüren zu barrierefreien Freizeitangeboten in der Gegend.

Altstadt von Alcúdia

Gasse mit verschiedenen Häusern
Foto: Joacim Bohlander auf Unsplash

Wir versuchen es mit der historischen Altstadt, die noch umringt ist von ihrer ursprünglichen Stadtmauer. Der Name Alcúdia stammt aus dem Arabischen und bedeutet »der Hügel«, was auf die Lage des historischen Stadtkerns hinweist. Vom Rollstuhlparkplatz geht es zunächst etwa zehn Meter steil bergauf, aber durch einen Scooter gut motorisiert schaffen wir die Steigung. Hier wäre ein Mitreisender eindeutig von Vorteil. Auf dem höhergelegenen Stadtkern angekommen ist alles relativ eben und gut befahrbar
und wir können alte Kirchen, die Bibliothek von Alcúdia Can Torro und mehrere Museen besichtigen. Die Hausfassaden aus hellem Sandstein verbreiten eine freundliche Atmosphäre. Wir fühlen uns zurückversetzt in die Jahrtausende alte Geschichte des Ortes. Die Gegend ist deutlich weniger touristisch als Palma und wir gewinnen den Eindruck, dass die vielen kleinen Gassen mit Boutiquen und Bars gut befahrbar sind. Bei den meisten Hauseingängen sind, wenn überhaupt, nur kleine Absätze zu überwinden, die oft auch mit einem Rollstuhl bewältigt werden können.

Rauf aufs Brett

Marc Alvarez ist Gründer und seit 1988 Inhaber der Wassersportschule Watersports Mallorca. Er möchte unterschiedlichen Zielgruppen den Zugang zum Meer bieten. In verschiedenen Sprachen erteilt er Unterricht. Ausrüstung kann hier ausgeliehen werden, auch von Fortgeschrittenen. Zum Angebot gehören Sportarten wie Kitesurfen, Windsurfen oder Katamaran-Segeln. Zusammen mit seinen Instruktoren bringt er mittlerweile auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen den Wassersport näher, zum Beispiel beim Katamaran-Segeln oder Windsurfen.

Dabei liegen die Lernenden bäuchlings auf dem Surfbrett und lassen sich angeleitet durch die Wellen gleiten. Wir wollen Stand-Up-Paddling (SUP) ausprobieren und erfahren, dass diese Sportart erst ab der Saison 2023 angeboten wird. Dabei ist auf dem Surfbrett ein spezieller Sitz montiert. Auch ein befestigter Weg soll noch installiert werden, der direkt von der Promenade zur Aktivität führt. Aktuell kann ein Strandrollstuhl bereitgestellt werden, um den sandigen Untergrund zu überwinden. Nutzerinnen sollten nicht wasserscheu und als Aktivrollstuhlfahrende so mobil sein, dass sie den Rollstuhl verlassen und sich umsetzen können. Dann steht einer unterstützten Sportaktivität auf dem Wasser nichts im Weg. Voranmeldung erforderlich.

www.watersportsmallorca.com/de

»Katamaran-Segeln und Kitesurfen«

Hotel JS Sol de Alcudia

In dieser Nacht haben wir uns im JS Sol de Alcudia einquartiert. Unsere Erfahrungen und Recherchen haben gezeigt, dass die Rollstuhltauglichkeit in der Klasse der Hotelunterkünfte häufiger gegeben ist als in der von Fincas oder Pensionen. Aufwand und Ertrag stehen hierbei für die Betreiber offenbar in einem besseren Verhältnis. Vor dem Haus fällt uns eine riesige, langgezogene Rampe auf. Elf der 200 Zimmer sind
rollstuhlgerecht, wie man uns erzählt. Einen Duschsitz gibt es, wie wir mehrfach erlebt haben, nicht standardmäßig auf den rollstuhlgerechten Zimmern. Er kann aber bereitgestellt werden. Die Gemeinschaftsflächen sind auch in diesem Hotel großzügig gestaltet. Es gibt einen Pool-Lifter und breite Aufzüge.

Unser Zimmer ist rollstuhlgerecht und verfügt über ein unterfahrbares Waschbecken, eine geräumige Dusche und eine Rangierfläche im Bad von 130 cm x 160 cm. Die Toilette mit Griffen ist von rechts anfahrbar. Die Betthöhe beträgt 54 cm. Einziger Wermutstropfen: Um auf den Balkon zu gelangen, müssen wir eine 5 cm hohe Stufe überwinden, die wohl für die wenigsten Reisenden im Rollstuhl alleine praktikabel ist.

JS Sol de Alcudia
Via Venecia 3
07400 Puerto de Alcúdia
www.jshotels.com
jssolalcudia@jshotels.com

Fazit

Unser Fazit nach einer Woche: Mallorca ist immer eine Reise wert, denn es gibt viel zu entdecken. Das Klima ist angenehm warm und für Menschen mit Muskel- oder Gelenkerkrankungen entspannend für Körper und Gemüt. Wer mediterrane Küche mag, erlebt hier das Paradies auf Erden. Als Rollstuhlfahrer hat man sicher hier und da, wie überall, mit Barrieren zu tun. Die Herzlichkeit der Menschen und ihre Offenheit für unkomplizierte Lösungen machen den Umgang mit alltäglichen Herausforderungen aber leichter.

Auf der Insel mobil

Flughafen-Hotel-Transfer:

Bei Pauschalreisen sind häufig Transferservices inbegriffen, die durch spezialisierte Busunternehmen angeboten werden, Preise auf Anfrage.
www.autocaresadrover.com

Öffentlicher Bus:


Can Pastilla – Kathedrale de la Seu
Linie 35 für 2€ (Tour 1)
www.emt.org
Placa Espania, Palma – Port de Alcudia
Linie 302 für 9 Euro (Tour 3)
www.tib.org
Placa Espania, Palma – Cala Millor
Linie 401 für 9 €

Privater Dienstleister:


Rollstuhlgerechter Bus mit Rampe für Mitfahrer
(Tour 2), Preise auf Anfrage
www.csi-mallorca.com

Mietwagen mit Handbedienung:

je nach Saison, Wagenklasse und Ausstattung
ab 400 €/Woche
Flotte (www.rentacarkurt.com)

Taxi adaptados:

Der Grund- und Kilometerpreis variiert je nach Gemeinde und Tageszeit, hinzu kommen Zuschläge für Wartezeit oder Gepäck. Rollstühle werden kostenlos mitgenommen.

Tel.: 0034 971 703529 (behindertenfreundlich, spanisch sprechend in Palma)

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