Lebendiges Architekturmuseum Kulturhauptstadt Timișoara

von Rainer Heubeck

Die Vielvölkerstadt im Nordwesten Rumäniens öffnet 2023 nicht nur ihre drei Staatstheater, sondern auch wiederbelebte Kinos, Wassertürme und aufgelassene Straßenbahndepots für kulturelle Ereignisse.

»Umfunktionierte Gebäude«

Die im Nordwesten Rumäniens gelegene Stadt Timișoara ist eine von drei europäischen Kulturhauptstädten des Jahres 2023. Seit Februar locken zahlreiche Veranstaltungen und Events – von Tanzvorführungen in Hinterhöfen über Sound-Installationen in Synagogen bis hin zu Theatervorstellungen in Kirchen und Open-Air-Konzerten an zentralen Plätzen und in den Parks am Ufer des Bega-Kanals. Timișoara will sich 2023 als multikulturelle und weltoffene Stadt präsentieren, in der unterschiedliche Menschen und Kulturen friedlich zusammenleben. In der drittgrößten Stadt Rumäniens – sie hat über 300 000-Einwohner – gibt es nicht nur ein Staatstheater, sondern gleich drei: ein rumänisches, ein ungarisches und ein deutsches. Auch serbische Traditionen sind hier stark vertreten. Sie zeigen sich in serbisch-orthodoxen Kirchen ebenso wie in zahlreichen serbischen Restaurants. Neben den traditionellen Bühnen und Veranstaltungsstätten in der Stadt – etwa dem Opernhaus – werden auch neue Eventlocations geschaffen: Wiederbelebte und renovierte Kinos wie das Kino Victoria in der Josefstadt, aufgelassene Straßenbahndepots, die zu Ausstellungs-und Konzertsälen umfunktioniert wurden. Und sogar ehemalige Wassertürme werden künftig kulturell genutzt.

Kichengebäude mit mehreren Türmen
Foto: Rainer Heubeck
Mann im Rollstuhl steht auf Kopfsteinpflaster
Foto: Rainer Heubeck

Timișoara oder Temeswar, das bis 1919 zu Österreich-Ungarn gehörte, hat Besuchern viel zu bieten. Hier finden sich mehr als zehntausend denkmalgeschützte Gebäude, vorwiegend aus der Zeit des Barocks sowie der Sezession oder des Jugendstils. Dazu drei große Plätze, die zum Besichtigen, Flanieren und Dinieren einladen.
Außerdem großzügige Parkanlagen und moderne Shoppingmalls, Revolutions-, Freilicht- und Kunstmuseen, alternative Kultur- und Theaterprojekte sowie Reste einer alten Festungsanlage. Neben der Altstadt – mit Dom, orthodoxer Kirche, Opernhaus, Hunyadi-Schloss und Dikasterialpalast – lohnt sich auch eine Besichtigung etwas außerhalb gelegener Stadtteile, etwa der Fabrikstadt, der Josefstadt oder der Elisabethstadt.

Barrierefrei unterwegs

beleuchteter Innenraum eines Hotels
Foto: Rainer Heubeck

Als wir vor unserer Reise nach Timișoara nach einer Broschüre fragten, die die Angebote für Rollifahrer zusammenfasst, meldete das Tourismusbüro: Fehlanzeige. Man war gerne bereit, einzelne Fragen zu beantworten und Hotelempfehlungen zu geben – doch eine systematische Hilfestellung lag zum Zeitpunkt dieser Reportage noch nicht vor.

Dabei hat die Stadt durchaus Eigenschaften, die Rollstuhlfahrern entgegenkommen: Timișoara liegt in der ungarischen Tiefebene und ist absolut flach, sodass keine nennenswerten Steigungen zu überwinden sind. Die Stadt verfügt zudem über die größte Fußgängerzone Rumäniens, wobei der Straßenbelag zum Teil aus Kopfsteinpflaster besteht. Ein echtes Plus sind die verschiedenen Parks entlang des Flusses Bega, die fast nahtlos ineinander übergehen und in denen viele Fuß- und Radwege gut geteert sind und ohne Stufen auskommen.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Die öffentlichen Toiletten in der Innenstadt sind in der Regel unter der Erde angelegte Kellertoiletten und nur über Treppen zu erreichen. Die meisten Cafés und Restaurants haben einen Außenbereich, in dem Rollifahrer in schöner Umgebung gut und günstig essen oder einen Kaffee trinken können, barrierefreie Toiletten finden sich auch dort jedoch praktisch nicht.
Wer ein Restaurant mit barrierefreien Toiletten sucht, hat am ehesten in einigen Hotelrestaurants eine Chance – oder im Shopping- und Flanierbereich Iulius Town, wo in einer gigantischen Shoppingmall passabel ausgestattete Rollitoiletten anzutreffen sind. Viele der Stadtbusse können angeblich über
eine Rampe für Rollifahrer zugänglich gemacht werden. Es gibt jedoch unterschiedliche Aussagen dazu, ob dies in der Praxis tatsächlich funktioniert. Im Zweifelsfall ist es ratsam, sich rechtzeitig ein rollstuhlgerechtes Taxi zu bestellen (am besten mit zeitlichem Vorlauf, denn es gibt nur eines). Gut bedient sind Rollstuhlfahrer, die mit eigenem Auto unterwegs sind: An etlichen zentralen Stellen der Stadt finden sich gut markierte Behindertenparkplätze und es scheint regelmäßig kontrolliert zu werden, ob dort berechtigt oder unberechtigt geparkt wird.

Marktstand mit Obst und Gemüse
Foto: Rainer Heubeck

»Flanieren und Dinieren«

Infos zu Timișoara
www.romaniatourism.com/timisoara.html
www.centruldeproiecte.ro
www.heritageoftimisoara.ro/en
Rollstuhl-Taxi: FAN TAXI
(Dacia Logan Bus mit Rolli-Rampe
und Gurtsystem)
Tel. +40 256 944 oder +40 356 944,
+40 723 944 944, +40 755 944 944,
+40 788 944 944, bitte einen Tag vorher bestellen

»Die Stadt sah aus wie ein Rührei«

TOUR 1

Durch die Altstadt

Unser erster Rundgang beginnt am Schloss Hunyadi, das von den Ungarn Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut wurde. Das aktuelle Gebäude stammt aus der Zeit nach der 1848er-Revolution. Benannt ist es nach dem ungarischen Statthalter und rumänischen Heerführer Johann Hunyadi. Er kämpfte im 15. Jahrhundert für die Ungarn erfolgreich gegen die Türken. Mitte des 16. Jahrhunderts geriet die Region dennoch unter osmanische Kontrolle. »164 Jahre lang war Timișoara türkisch, mit türkischer Militär- und Zivilverwaltung, mit Hammam, einem Basar und einem Harem«, erläutert unser Guide Ludovic Satmari. In dieser Zeit,
so Satmari, wurde die St. Georgs-Kirche am St. Georgs-Platz kurzerhand in eine Moschee verwandelt. Nach dem Abzug der Türken wurde sie eine Jesuitenkirche. Heute steht an ihrer Stelle der Szana-Palast.
In der Griselini-Straße zeigt uns unser Guide anhand einer Panorama-Skulptur, wie sich die Stadt verändert hat, als sie von den Österreichern regiert wurde. Das war nach 1716, als Prinz Eugen die Stadt erobert hatte. »In der türkischen Zeit sah die Stadt noch aus wie Rührei, alles Straßen waren krumm und liefen bunt durcheinander. Unter den Österreichern entstand dann eine Stadt vom Reißbrett, ganz nach dem Slogan: quadratisch, praktisch, gut. «Doch anfangs fehlte es an Bewohnern.

Fußgängerzone mit vielen bunten Schirmen
Foto: Rainer Heubeck
beleuchteter Schloßsaal
Foto: Rainer Heubeck

Deshalb beschlossen die Österreicher, katholische Siedler hierher zu bringen. Viele kamen aus Süd- und Südwestdeutschland – womit sich die Bevölkerungsstruktur der Region massiv veränderte. »Vor dem Ersten Weltkrieg hatten wir hier etwa 40 Prozent Deutsche und 40 Prozent Rumänen, dazu kamen Serben, Ungarn, Juden, Roma und andere Gruppen«, erläutert Ludovic Setmari, als wir am Domplatz ankommen. Dort findet sich nicht nur die wichtigste Kathedrale der Stadt, ein barocker Dom aus dem 18. Jahrhundert, der bei unserem Besuch gerade renoviert wird, sondern auch eine serbisch-orthodoxe Kirche. Und ein Gebäude des deutschsprachigen Lenau-Gymnasiums. Das Gymnasium ist stolz darauf, gleich zwei Nobelpreisträger aus dem Kreis seiner Schüler hervorgebracht zu haben – Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller und Chemie-Nobelpreisträger Stefan Hell. Vom Domplatz aus bewegen wir uns zum Freiheitsplatz, zu Habsburger Zeiten Paradeplatz genannt. Vor 1716 war hier ein osmanischer Hammam, dessen Konturen an einigen Stellen auf dem Kopfsteinpflaster aufgezeichnet sind. Durch eine von bunten Schirmen überspannte Einkaufsstraße flanieren wir weiter zum Piaţa Victoriei, dem Siegesplatz. Dabei kommen wir auch am Staatstheater vorbei, das aus drei unterschiedlichen Ensembles besteht: dem rumänischen, ungarischen und deutschen Staatstheater. Am Ende der beiden Boulevards, die vom Opernhaus in Richtung des Flusses Bega führen, ragt die Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen gen Himmel. Auf der linken Seite des orthodoxen Gotteshauses ist eine Rampe angebracht, die Rollifahrenden einen Besuch im Inneren ermöglicht.

Zwei Männer beim Gang durch die Fußgängerzone. Einer davon im Rollstuhl
Foto: Rainer Heubeck

Tour-Guides

Einen Guide vermittelt die Tourist-Info:
Tel. +40 256 437 973
E-Mail: infoturism@primariatm.ro
Die Kosten für eine zweistündige Tour liegen meist bei etwa 50 bis 60 €. Auch über folgende Adressen
sind Buchungen möglich:
www.timisoaracitytours.com, www.holdas.at. Wer in
deutscher Sprache geführt werden möchte, ist bei
Beny Neurohr (www.temeswar.ro) und Liviu Samoila
(www.banatguide.com) gut aufgehoben.

»Hier begann der Aufstand«

Besuch im Revolutionsmuseum

Nur 350 Meter von der Piața Unirii entfernt liegt das lohnenswerte Revolutionsmuseum. Der Aufstand gegen das Ceaușescu-Regime startete nicht in der Hauptstadt Bukarest, sondern in Timișoara. Als der beliebte ungarische Priester László Tőkés strafversetzt werden sollte, kam es zu ersten Protesten. Am 16. Dezember 1989 begann ein regelrechter Volksaufstand – anfangs vor dem Haus des Pfarrers nahe der Piata Stinta Maria. Später versammelten sich die Bürger vor dem Opernhaus. Im Museum »Memorialul Revolutiei«, dessen Erdgeschoss für Rollstuhlfahrer zugänglich ist, aber nicht über eine Behindertentoilette verfügt, wird über die dramatischen Dezembertage in Timișoara informiert, an denen über 100 Menschen ums Leben kamen.

evolution Memorial Association
Strada Oituz Nr. 2B
www.memorialulrevolutiei.ro/sitenou
Montag bis Freitag, 8–16 Uhr,
Samstag 10–18 Uhr, sonntags geschlossen
Eintritt 20 Lei.

TOUR 2


Vom Trajanplatz zum Kulturzentrum Faber

Während die Innenstadt weitgehend autofrei ist und viele Häuser renoviert, gestrichen und herausgeputzt sind, wirkt die Fabrikstadt derzeit noch wie eine hässliche Schwester. Eine Tour durch diesen Stadtteil ist für Rollifahrer mit Guide machbar. Die eine oder andere zwei oder drei Zentimeter hohe Schwelle am Gehsteigrand ist dabei allerdings zu bewältigen, auch ist das Kopfsteinpflaster hier noch etwas schlechter in Schuss – und zuweilen parken Autos in die Gehwege hinein. Wir beginnen unsere Runde am Trajanplatz. Er wurde von österreichischen Militäringenieuren im Jahr 1740 nach dem Vorbild des Piața Unirii
entworfen. Anschließend begann die Erschließung des Gebiets, das heute Fabrikstadt heißt.
Am Trajanplatz beeindrucken der Merkurpalast und das Mirbach-Haus, beide kurz nach 1900 im Stil der Sezession erbaut, und die orthodoxe Sankt Georgs-Kirche. Die übermannshohe steinerne Glocke auf dem Platz erinnert als Freiheitsglocke an die Revolution im Jahr 1989. Am Rande des Platzes finden sich alternative Theater, etwas die Spielstätte der Gruppe Basca, die sehr viele Integrationsprojekte durchführt,
sowie kleine Geschäfte und Bistros. Über die Strada Daclior, die auf einer Brücke über die Bega führt, begeben wir uns zur Piața Badea Cartan und stoßen dort auf einen Markt. Hier werden Paprika und Sauerkraut verkauft, aber auch Tomaten, Gurken, Weintrauben, Wassermelonen und Auberginen. Wir probieren einen Lángos, ein ungarisches Fladenbrot, in Fett herausgebacken und gefüllt mit Käse und Dill. Dann ziehen wir an der Bega Richtung Osten. Nach etwa 250 Metern stoßen wir linker Hand auf das Kultur- und Architekturzentrum Faber, das auf dem Fabrikgelände der früheren AzulFabrik der jüdischen Familie Farber entstanden ist. Im Ambasada-Bistro wird wochentags um die Mittagszeit ein zwei- bis dreigängiges Menü angeboten, außerdem gibt es Kaffee, Shakes und Getränke – und außerdem eine ausgezeichnet zugängliche und vorbildlich eingerichtete Behindertentoilette.

Das Ambasada
Ambasada Bistro, Splaiul Penes Curcanul, 3–5,
+40 790 666 383, www.plai.ro/ambasada,
sonntags geschlossen

Bistro Rion’s
Ein Tipp ist das Bistro Rion’s, dessen relativ große Unisex-Toilette barrierefrei zugänglich ist. Die Toilette
ist von rechts anfahrbar, über einen Haltegriff verfügt sie allerdings nicht. Das Bistro, das insbesondere
Burger, Sandwiches und Salate anbietet, eignet sich
auch ideal zur Einkehr.
Rion’s Bistro, Piața Traian 6, Tel. +40 741 049 049, sonntags geschlossen

TOUR 3


Entlang der Bega

Boot am Flußufer
Foto: Rainer Heubeck

Die Parkanlagen entlang der Bega können wir gut eigenständig erkunden. Dort gibt es zahlreiche gut ausgebaute Rad- und Fußwege. Falls man auf einzelnen Gehwegen auf Schwellen oder Stufen stößt, lässt sich dies in der Regel umfahren. Wir beginnen unseren Besuch im Kinderpark, dem Parcul Copiilor zwischen der Michelangelo-Brücke und der Decebal-Brücke, dort finden sich Karussells, Spielplätze und zahlreiche Themenwelten. An Ständen werden Popcorn, Zuckerwatte, frisch gepresster Orangensaft, Eis
und Kaffee verkauft.
Für Blumenfreunde lohnt sich die Weiterfahrt in den »Parcul Rozelor«, den Rosengarten.
Dieser wurde, wie die gesamten Parks an der Bega, nach der Schleifung der Festungsanlagen angelegt. Sein jetziges Aussehen, geprägt durch Rundbeete, Rosenspaliere und Promenadenwege, erhielt er 2011. Die schon länger bestehende Open Air-Bühne im Park bietet eine Traumkulisse für das jährliche Opern- und Operettenfestival sowie das Folklorefestival Inimilor. Hinter der Bühne findet sich die einzige funktionierende öffentliche Behindertentoilette, die wir bei unserem Besuch in den Parkanlagen angetroffen haben. Die Toilettentür ist 90 Zentimeter breit, auf der rechten Seite der Toilettenschüssel findet sich ein fest angebrachter, nicht klappbarer Haltegriff.

Literaturtipp:
Zur Geschichte des jüdischen Temeswar empfiehlt sich folgendes Buch: Getta Neumann: Auf den Spuren
des jüdischen Temeswar, 288 Seiten, 2021, Schiller Verlag, 17,90 Euro.

»Rosen entlang des Flusses Bega«

Steingefäß auf Sockel umgeben von Blumen
Foto: Rainer Heubeck

Wer im Rollstuhl eine Bootsfahrt auf der Bega unternehmen möchte, beginnt und beendet diese an der Haltestelle Catedrala Mitropolitana, nur diese ist barrierefrei zu erreichen. An den Wochentagen pendelt das Vaporetto als WasserLinienbus auf dem Kanal durch die Stadt. An Samstagen und Sonntagen starten um 12 und um 17 Uhr Ausflugsfahrten zur Schleuse Ecluza Sânmihaiu Român. Die Fahrten dauern circa zwei Stunden. Man sollte vorher auf Toilette gehen, an Bord und auch ringsum ist keine barrierefreie zu finden.

BARRIEREFREIE KULTURSTÄTTEN

Im Kulturhauptstadtjahr 2023 werden zahlreiche Events durchgeführt. Folgende Locations sind für
Rollstuhlnutzende gut zugänglich: Saal 2 des Nationaltheaters: Die ehemalige Reithalle der Siebenbürger Kaserne ist seit etlichen Jahren Theatersaal, der Eingang ist mit einem Außenlift
erreichbar. Es gibt zwei gut ausgestattete Toiletten.

MultipleXity ist der Name eines ehemaligen Straßenbahndepots, das nun als Ausstellungs- und Konzert halle fungiert. Der Zugang erfolgt über zum Teil etwas unebenes, noch von Straßenbahnschienen durchzogenes Kopfsteinpflaster. Die Behindertentoilette verfügt auf der rechten Seite über einen fest
angebrachten Haltegriff, der leider nicht klappbar ist.

Faber – auf einem ehemaligen Industriegelände haben Architekten ein unabhängiges Begegnungs- und Kulturzentrum geschaffen, das barrierefrei zugänglich ist. Im Ambasada-Bistro gibt es eine vorbildlich eingerichtete Behindertentoilette.

Das Cinema Victoria (www.cinemavictoria-tm.ro) ist restauriert und rekommunalisiert worden. Es wird für
Filmvorführungen, Veranstaltungen und Konzerte genutzt. Das Kino ist barrierefrei zugänglich und mit
für Rollstuhlnutzende gut geeigneten Sanitäranlagen ausgestattet. Direkt neben dem Eingang finden sich
öffentliche Behindertenparkplätze.

Informationen zu den Veranstaltungen im Kulturhauptstadtjahr gibt es unter www.centruldeproiecte.ro

ÜBERNACHTEN

Das ibis City Center

Außenfassade des Ibis Hotels
Fotos: Rainer Heubeck

Das ibis Timișoara City Center ist ein neues Hotel, das im März 2021 eröffnet wurde. Der Zugang ist fast ebenerdig, eine kleine Rampe überbrückt den Höhenunterschied vom Park platz zum Gehsteig. An der breiten Drehtür am Eingang können Rollifahrer über einen in gut
erreichbarer Höhe angebrachten Knopf bei Bedarf Unterstützung rufen.
Fünf der 200 Hotelzimmer sind barrierefrei – und können auf Wunsch über eine Tür mit einem Nachbarzimmer verbunden werden. Die Zimmer befinden sich jeweils in unmittelbarer Nähe des Aufzugs und auf der Rückseite des
Hotels. Diese ist nahe einer Bahnlinie gelegen, doch dank guter Schallschutzfenster ist dies kein echtes Problem. Die Zimmer sind farblich in Weiß und Grau gehalten und sehr zweckmäßig eingerichtet. Gut gefallen haben uns die Badezimmer, die Toiletten sind von links aus anfahrbar. Auf der rechten Seite beträgt der Abstand 24 Zentimeter zur Wand, dort befindet sich ein fester Haltegriff. Auf der linken Seite findet sich zudem ein klappbarer Griff. Im Duschbereich findet sich ein Klapphocker, das Waschbecken ist unterfahrbar, der Spiegel angeschrägt.
Der Frühstücksbereich im Erdgeschoss ist ohne Schwellen zugänglich, für Rollifahrer sind viele Speisen allerdings relativ hoch präsentiert. Der Frühstücksraum wird mittags und abends als Restaurant genutzt (Öffnungszeiten 12 bis 15 Uhr und 18 bis 22 Uhr). Die Toiletten für Restaurant und Lobby befinden sich zwar im Keller, sind mit dem Aufzug (Türbreite 80 Zentimeter) jedoch gut zu erreichen. Die Rollitoiletten finden sich auf der rechten Seite des Flurs, hinter einem Mauervorsprung. Eine Übernachtung im Ibis Hotel kostet ab 50 € pro Zimmer, das Frühstück kostet 10 € pro Person und Tag.


ibis Timișoara City Center
Calea Circumvalatiunii 8 10A
Tel.: +40 256 701 141
E-Mail: hb3h6-fo@accor.com
https://all.accor.com/hotel/B3H6/index.de.shtml

»Blick auf die Häuser der Stadt«

Casa Calfelor Kolping

Das Kolpingwerk ist schon lange in Timișoara aktiv und kümmert sich derzeit insbesondere um den Aufbau von Ausbildungsstrukturen nach dem dualen System. Hierfür wurde auch ein neues Seminar- und Ausbildungszentrum mit drei Tagungsräumen und 44 Zimmern geschaffen. Reisende können sich in den Zimmern einmieten (45 € für eine Person, 60 für zwei Personen, jeweils mit Frühstück). Zwei der Zimmer, Nr. 109 und Nr. 209, sind barrierefrei. Sie sind jeweils per Aufzug zu erreichen, wobei Zimmer Nr. 209 das schönere ist, weil man dort nicht einen Blick auf eine graue Wand hat, sondern einen freien Blick auf die Häuser und Dächer der Stadt. Die Toilette im barrierefreien Badezimmer ist von links anfahrbar, auf dieser Seite befindet sich auch ein klappbarer Haltegriff. Die Dusche ist mit einem mobilen Duschhocker
ausgestattet. Der Haupteingang des Casa Calfelor ist mit dem Rollstuhl nicht passierbar. Vom Parkplatz führt jedoch eine Rampe in den Speisesaal – von dort aus geht es ebenerdig weiter zur Rezeption und
zum Aufzug. In der Nähe des Speisesaals ist eine Behindertentoilette, die von rechts anfahrbar ist (130 Zentimeter Abstand zur Wand). Bei unserem Besuch hatte das Gästehaus gerade erst einen neuen Koch angestellt, die Details eines künftigen Speiseangebots standen noch nicht fest.
Das Gästehaus liegt außerhalb des Stadtzentrums. Idealerweise verfügt man hier über ein Auto oder aber ist bereit, gelegentlich ein Taxi in die Innenstadt zu nehmen.

Casa Calfelor Kolping Timișoara Str. Dr. Ioan Bonțilă, Nr. 12–14
Tel.: +40 757 021 716
E-Mail: kolpingtimisoara@gmail.com
www.casacalfelor.kolping.ro

Das NH Hotel

Das NH Hotel in Timișoara ist zwar schon über fünfzehn Jahre in Betrieb, hat uns aufgrund des aufmerksamen und persönlichen Service jedoch ausgesprochen gut gefallen.
Das Vier-Sterne-Haus liegt ruhig am Rande eines Parks, es verfügt über 80 Zimmer und drei Apartments. Zwei der Zimmer im Erdgeschoss sind barrierefrei, die Nummer 114 und die Nummer 113. Zimmer Nr. 114 ist das attraktivere der beiden, denn es bietet Ausblick zum Park. Aufgrund des braunen Holzfußbodens und der zum Großteil schwarzen Möbel wirkt der Raum etwas dunkel, zumal auch die Wände eher in
Beige als in Weiß gehalten sind. Der Kleiderschrank ist für Rollifahrer nur begrenzt nutzbar, weil die Hänger sehr hoch sind. Gut ausgestattet ist hingegen das Badezimmer. Die Toilette ist von links anfahrbar, dort beträgt der Abstand zur Wand 1,10 Meter. Rechts ist die Schüssel 40 Zentimeter von der Wand entfernt, dort findet sich ein fester Haltegriff, der über ein längeres Stück die Wand entlang führt. Die Dusche ist
ebenerdig, der Spiegel beweglich – und für den Fall des Falles findet sich im Badezimmer auch ein Notfalltelefon.
Der Frühstücksbereich findet sich im Restaurant Galaxy im Erdgeschoss des Hotels, das Frühstück wird in Buffetform angeboten. Das Hotelrestaurant hat von Montag bis Freitag auch für das Abendessen geöffnet (zwischen 18 und 22 Uhr), jedoch nicht am Wochenende. Im Untergeschoss, das per Aufzug erreicht werden kann (Türbreite 80 Zentimeter), findet sich eine weitere Rollitoilette. Von außen ist das NH Hotel über eine Rampe zu erreichen. Die Übernachtung mit Frühstück für zwei Personen kostete zwischen 75 und 90 €.

NH Timisoara
Strada Pestalozzi 1/a
Tel.: +40 256 407 440
www.nh-hotels.de

Fazit

Wer Rumänien für ein rückständiges Land hält, wird in Timișoara eines Besseren belehrt. Die Stadt ist weltoffen und atmet europäischen Geist. Die Architektur der Habsburger Monarchie prägt das Stadtbild noch immer, auch wenn in der kommunistischen Zeit viele Häuser verfallen sind und auch etliche Bausünden begangen wurden. Timișoara fasziniert nicht nur durch Barock und Sezessionsarchitektur, es ist auch eine ausgesprochen grüne Stadt mit zahlreichen Parkanlagen, wobei der Rosenpark ganz besonders heraussticht. Rollifahrer finden adäquat ausgestattete Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt, auch etliche Kultureinrichtungen sind gut auf mobilitätseingeschränkte Besucher eingestellt. Wünschenswert wäre, wenn sich die Zugänglichkeit des öffentlichen Nahverkehrs und der Touristeninformation verbessern würden – auch bei öffentlichen Toiletten im Innenstadtbereich gibt es noch dringenden Handlungsbedarf.

Wer im Rolli die Stadt besucht, sollte erste Ausflüge zusammen mit einem Guide unternehmen, später lässt sich die Stadt dann auch auf eigene Faust weiter erkunden. Optimaler Besuchszeitraum für die Region sind das Frühjahr und der Herbst. Im Hochsommer, insbesondere im Juli und August, kann es zuweilen sehr heiß werden.

Infokasten

Anreise: Der Flughafen »Traian Vuia« befindet sich etwa zehn Kilometer nordöstlich der Innenstadt. Direktflüge bieten Lufthansa von München und Wizz Air (www.wizzair.com) ab Dortmund, Hahn, Karlsruhe und Memmingen.
Mit dem Auto reist man über Österreich und Ungarn an – ab Wien benötigt man für die 500 Kilometer lange Fahrt etwa fünfeinhalb bis sechs Stunden.

Reiseführer: Empfehlenswert ist hier der auf Osteuropa spezialisierte Verlag Trescher:

Birgitta Gabriela Hannover Moser: Rumänien.
Zwischen Karpaten und Donau, Banat und
Schwarzmeerküste, Trescher-Reiseführer,
484 Seiten, 19,95 Euro.

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