Fortschritte im Digitalen

von Hilmar Schulz

Beratung und Hilfsmittel auf der IRMA-Messe

Im Juni findet die IRMA-Messe wieder in Bremen statt: Drei Tage lang präsentieren Aussteller technische Innovationen und Dienstleistungen aus den Bereichen Reha und Mobilität, die das Leben leichter machen.

Aus vielen Angeboten das beste Hilfsmittel für sich auswählen: Das können Besucherinnen und Besucher auf der IRMA-Messe vom 01. bis 03. Juni, diesmal wieder in Bremen. Welche technischen Neuerungen gibt es? Zur Zeit werden vor allem im digitalen Bereich Fortschritte gemacht.

Bei der Firma Rohde beispielsweise liegt der Schwerpunkt auf der Digitalisierung im Reha-Bereich. Ganz neu ist die digitale Fertigung im Prothesenbau, genauer: Körperscan und Prothesen aus dem 3D-Drucker. Statt wie ehedem einen Gipsabdruck von einem Körperteil zu nehmen, werden das Bein oder der Arm dreidimensional fotografiert. Die Daten verwandelt ein Computerprogramm in ein räumliches Modell, nach dem der 3D-Drucker mit Kunststoffen die Prothese erwachsen lässt.

Der große Vorteil ist, dass kontaktlos Maß genommen werden kann. Das sei für die Patienten angenehmer, erklärt Geschäftsführer Dennis Schindeler. Darüber hinaus können die Prothesen oder Orthesen leichter, komfortabler und schneller gefertigt werden. Auf dem gemeinsamen Messestand von Rohde, MPM und Medisan können Besuchende live mit verfolgen, wie so ein Druck entsteht.

Am Stand können Interessierte auch die Elektrostimulation zum Ausgleich von Fußheberschwäche oder elektrische Zusatzantriebe für Rollstühle ausprobieren und sich umfassend zum Thema Rollstuhlversorgung informieren. Außerdem: Das Sanitätshaus Rohde unterstützt seine Kunden bei der Beantragung von Hilfsmitteln bei den Krankenkassen mit einem eigenen Rechts-Service.

Vernetzte Verbindungen

Wie effektiv Digitaltechnik zur Steuerung ein-gesetzt werden kann, zeigt die Firma Munevo mit einer vernetzten Brille: Mit ihrem »Smart Glass« lassen sich bei stark eingeschränkter Bewegungsfähigkeit verschiedenste Geräte bedienen. Die smarte Brille erkennt kleinste Neigungen des Kopfes, damit lässt sich ein Rollstuhl auch ohne Hände lenken. Der Einsatzbereich der Brille ist riesig: »Man kann damit im Prinzip alles steuern, das eine Bluetooth- oder WLAN-Verbindung hat«, so Geschäftsführer Claudiu Lewerenz, »egal ob Handy, Computer oder Haushaltsapparate.«

Neuigkeiten stellt Munevo vor allem zum Thema Smart Home und Umfeldsteuerung vor – etwa für Licht, Heizung und Fernseher. Was mit Smart Glass alles möglich ist, demonstriert das Unternehmen an einem eigens entwickelten Space Shooter-Computerspiel. Munevo führt auch seine Sprachsteuerung vor, die einen ähnlichen Funktionsumfang hat.

»Auf der IRMA haben wir alles dabei und beantworten alle Fragen der Besucher«, verspricht Lewerenz, »auch Fragen nach der Finanzierung«. Denn Munevo hilft dabei, bei der Kasse die Genehmigung seiner Produkte als Hilfsmittel zu erlangen.

Spielen und Wohnen

Frau im Rollstuhl schaut auf einem Bildschirm
Foto: Humanelektronik

Wer technische Lösungen für Menschen mit größeren Einschränkungen erleben will, wird den Stand von Humanelektronik besuchen. Das Unternehmen hat sich auf Augensteuerung von Rollstuhl und Smart Home spezialisiert. Schwerpunkt werde 2023 allerdings Gaming sein, erklärt Stefan Staufert: »Das ist ein echter Trend, der Bedarf ist riesig.«

Mit seinem neuen Projekt HESports will Humanelektronik inklusives Gaming und eSports für alle ermöglichen. Auf seinem Messestand zeigt das Unternehmen das Potential von Spielekonsolen, die sich sogar mit dem Kinn oder der Zunge steuern lassen. So können auch Menschen, die keine Motorik mehr haben, eSports betreiben. Das Unternehmen übernimmt ebenfalls die Beantragung von Hilfsmitteln – Spielekonsolen, so Staufert, fallen allerdings nicht darunter.

Um das Umfeld geht es auch bei der Firma »Besserzuhause«, allerdings ganz analog: »Wir machen Wohnungen barrierefrei, damit auch Menschen mit Behinderung selbstständig im eigenen Zuhause leben können«, erklärt Mitarbeiterin Luise Richter. Das junge Unternehmen startete 2019. Die Dienstleistung beginnt mit einem Kundengespräch, anschließend kommen Beratende in die Wohnung, um Stufen, Schwellen oder schmale Türrahmen ausfindig zu machen, schließlich nehmen firmeneigene Handwerker die Umbauarbeiten vor. Daneben bietet Besserzuhause auch technische Lösungen wie Umfeldsteuerung per App an. Die Beantragung von Fördermitteln ist ebenfalls Bestandteil der Dienstleistung.

Auf den Beinen eines Rollstuhlfahrers liegt ein Gegenstand
Foto: Anja Kempf

In Bremen wird Besserzuhause ein echtes, ideal gestaltetes Badezimmer auf zwei Quadratmetern aufbauen. Auch ein Vortrag ist geplant – und ein Gewinnspiel. Genaues steht noch nicht fest, doch es könnte ein Konzertbesuch inklusive Transport von und nach Hause sein.

Tipps für die Aufrichtung

Mindestens so widrig für unser Wohlbefinden wie Barrieren, ja sogar gefährlich, kann eine falsche Körperhaltung sein. »Unser Körper ist nicht darauf ausgelegt, dauerhaft zu sitzen«, stellt Anja Kempf von der Firma »feelstrong« fest. Viele Menschen stehen oder sitzen deshalb verkrümmt – eine Fehlhaltung, die eine Kettenreaktion auslöst und beispielsweise zu Verspannungen im Halsbereich oder chronischen Kopfschmerzen führen kann. Die Probleme von Menschen im Rollstuhl seien dabei ein eigenes Universum. Viele wüssten gar nicht, wie schief sie sitzen. Und eine Person mit einem Querschnitt spürt die Fehlhaltung im Unterkörper nicht, diese kann jedoch gravierende Probleme verursachen.

Rehabilitation Nutzen Sie Ihre Chance
Foto: Deutsche Rentenversicherung Bund

Auf der IRMA wird die Haltungstrainerin zeigen, wie man sich zunächst des eigenen Körpers bewusst wird, um dann zu einer gesunden Aufrichtung zu finden. Das funktioniere grundsätzlich bei allen Menschen, egal ob mit oder ohne Einschränkungen. Und Anja Kempf führt vor, was man mit kleinen Maßnahmen alles selbst bewirken kann.

Pflegende Angehörige

Gespräch und Beratung bietet auch die Deutsche Rentenversicherung Bund an, Themen sind vor allem Teilhabe am Arbeitsleben und medizinische Rehabilitation. Die Versicherung erweitert zur Zeit ihre Post-Covid-Angebote in Kooperation mit sieben Rehakliniken. Daneben informiert die DRV-Bund über neue Angebote für pflegende Menschen. »Wenn beispielsweise der Partner ein Pflegefall ist, kann der Pflegende den zu Pflegenden mit in die Reha-Klinik nehmen«, erläutert Jörg Audehm von der DRV-Bund. Es gebe bereits eine Vereinbarung mit einem Pflegeheim vor Ort. Das Projekt sei noch in der Pilotphase, doch Audehm glaubt an dessen Zukunft. Denn: »Pflegende Menschen wollen ja ihre Liebsten gut aufgehoben wissen.«

IRMA-Messe

1.–3. Juni 2023
Messezentrum Bremen, Halle 7
(nahe Hauptbahnhof)
Escales GmbH
IRMA-Messeleitung
Auf dem Rapsfeld 31
22359 Hamburg
Tel.: 040 288 058 190 0
info@mobilitaetsmesse.de
www.irma-messe.de

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