Roll-Splitt: »Zum Arzt«
von Burkhard Bujotzek
Bislang glich die Suche nach barrierefreien Arztpraxen einer Reise durch weglosen Urwald – jeder musste sich allein durchschlagen. Doch nun gibt es Orientierung: Die Kassenärztlichen Vereinigungen sind seit erstem Januar dazu verpflichtet, bei der Suche zu helfen. Und so folgen wir frohen Mutes den frisch planierten Routen.
Wir öffnen die Webseite der bundesweiten Kassenärztlichen Vereinigung. Nach einigem Gestöber durchs Gestrüpp stoßen wir auf das Angebot »Arztsuche«. Und nun beginnt ein Irrlauf durch den Dschungel des Föderalismus: Jedes Bundesland hat sich eigene Suchkriterien gegeben. Im flachen Brandenburg steht in der Auswahlfunktion geballt: »Name des Arztes, Fachgebiet, Sprechzeiten oder rollstuhlgerecht«. Oder? Wieso oder? Nach einigem Ausprobieren stellen wir fest: Ein »und« funktioniert auch. Im felsigen Bayern hingegen lässt sich zwar ein genaues Krankheitsbild eingeben, dafür gabelt sich der Weg jetzt nur noch zwischen »rollstuhlgerecht« oder »nicht rollstuhlgerecht«. Was genau verbirgt sich wohl hinter dieser Abzweigung?
Wir wechseln den Plan und orientieren uns lieber an den Seiten des Verbands der Ersatzkassen. »Diese Datenbank wurde nun kürzlich vom Behindertenbeauftragten der Bundesregierung sowie vom GKV-Spitzenverband empfohlen«, heißt es vollmundig. Wir öffnen die Seite und können in Puncto WC ankreuzen: »barrierefrei« oder »bedingt barrierefrei«. Worin besteht hier der Unterschied? Gibt es Haltegriffe an nur einer Seite? Ist der Spülknopf zu hoch? Dann erscheint uns am Horizont ein Lichtpunkt: Ein Info-Button strahlt durch den Fragenwald. Hoffnungsfroh klicken wir ihn an. Und blicken erstaunt auf die Antwort: »Grundlegende Anforderungen an barrierefreies WC sind erfüllt.« Alles klar?
Erschöpft von der Hangelei durch die spärlichen Lianen der gebotenen Informationen richten wir einen Hilferuf nach Berlin. Der Gesundheitsminister weiß sicher Rat. Wir fragen nach dem neuen Service, wollen wissen, wie wir als Rolli-Fahrer einen Facharzt in Freiburg finden können. »Da bin ich überfragt«, erklärt uns der nette Sebastian Gülde, seines Zeichens Pressesprecher im Ministerium. »Ich weiß nur, dass der Service ausgeweitet wurde. Aber dafür sind die Kassenärztlichen Vereinigungen zuständig. Fragen Sie da doch mal nach…«
Michael Herting